Alles begann damit, dass am Mittwochabend, dem 15. Januar im Netz Tonaufnahmen aus einer Konferenz erschienen, im deren Laufe Premier O. Hontscharuk, Finanzministerin Oksana Markarowa, erster stellvertretender Chef der Nationalbank Kateryna Roschkowa und andere Beamten Wirtschaftsfragen vor einem Treffen mit Präsident besprochen hatten. Bei den Aufnahmen nannte sich ein Mensch mit einer Stimme, die der Stimme des Premiers ähnelte, „vollen Laien“ in der Wirtschaft und gestand ein, dass V. Zelenskyy auch nicht stark in diesem Bereich ist. Am nächsten Tag morgen nannte der Premier die veröffentlichten Aufnahmen Heimtücken von Opponenten der gültigen Macht und fügte hinzu, dass die „Präsidentenmannschaft nicht einzuschüchtern ist“. Und noch einen Tag später, am Freitagmorgen, dem 17. Januar teilte der Regierungschef mit, dass er ein Rücktrittsgesuch geschrieben hatte. „Ich habe das Amt bekleidet, um ein Präsidentenprogramm zu erfüllen. Doch um jegliche Zweifel bezüglich unserer Achtung und Vertrauen gegenüber Präsident auszuschließen, schrieb ich ein Rücktrittsgesuch und überreichte es dem Präsidenten mit der Berechtigung, ins Parlament einzureichen“, – betonte der Regierungschef.
Lange Zeit gab es keine Nachrichten aus dem Präsidentenbüro. Das einzige, dass es vom Staatschef gab, – er beauftragte die Sicherheitsbehörden, im Laufe von zwei Wochen an den Aufnahmen des Gesprächs hinter verschlossenen Türen Beteiligten festzustellen und wünschte, Maßnahmen auszuarbeiten, um ähnliche Fälle in Zukunft zu vermeiden und den Informationenschutz zu gewährleisten.

Am Freitagabend gab man bekannt, dass V. Zelenskyy den Rücktritt des Premiers nicht angenommen und beschlossen hatte, ihm und seiner Regierung „eine Chance zu geben“, aber unter Bedingung, gewisse Aufgaben zu erfüllen. „Ich habe beschlossen, ihnen und ihrer Regierung eine Chance zu geben, falls sie einige Dinge lösen, die heute sehr wichtig sind und unsere Gesellschaft beunruhigen. Jetzt ist es nicht an der Zeit, den Staat wirtschaftlich und politisch zu rütteln“, hob V. Zelenskyy während eines Gesprächs mit O. Hontscharuk hervor. Präsident sprach folgende Bedingungen aus: Die Regierung muss ein neues Konzept der Gehälter von Chefs der Ministerien, Ämter, staatlichen Gesellschaften und ihren Stellvertretern mit Berücksichtigung der nicht einfachen Situation im Lande vorstellen. Zelenskyy warnte, dass man von jenen Ministern, die nicht einwilligen, für die von der Regierung vorgeschlagenen Gehälter tätig zu sein, Abschied zu nehmen hat. Präsident beauftragte den Premier auch, die Situation mit millionenschweren Prämien zu regeln, die für die Spitzenmanagern für den Erhalt von Gazprom-Entschädigungen vorgesehen sind. „Sie müssen nicht nur pragmatische Manager sein, sondern aber Menschen bleiben, einen Ausweg aus dieser Situation finden. Wenn sie sie nicht hören werden, so werden sie Menschen und Juristen hören. Die Nationale Aktiengesellschaft „Naftogaz“ wird völlig neu ausgelastet. Außerdem betonte Präsident die Wichtigkeit der Stärkung der Regierung durch den Kaderwechsel.

Der Meinung mehrerer Analysten nach lassen in der Ukraine Präsidenten die Premierminister wegen solcher dummer und lächerlicher Gespräche nicht wechseln – man wechselt die Premierminister nur, wenn sie Konkurrenten für Präsidenten werden. Aber V. Zelenskyy ernennt für alle hohen Ämter Menschen, die ihm keine Konkurrenz machen. Umso mehr nach solchen dummen Gesprächen. Der Politologe Wolodymyr Fessenko schrieb in diesem Zusammenhang: „Präsident ist dabei, zum Forum in Davos zu reisen. Den Premier vor Davos zu entlassen – ist ein schlechtes Signal für Investoren. Und nach Davos ist eine neue Auswertung von Flügen möglich. Außerdem muss man noch das Thema Bodenreform schließen. Und hier wird die Entlassung der Regierung auch unangebracht sein. Doch die Wolken über Hontscharuk können sich zusammenziehen, und die Blitze über seinem Kopf beginnen zu zucken“, – meint der Experte.

Zeitung „Stimme der Ukraine“