Dies teilte der Generalsekretär der Allianz, Jens Stoltenberg, am 31. Mai mit. „Russland ist bereit, militärische Gewalt gegen seine Nachbarn einzusetzen, zum Beispiel Georgien und die Ukraine. Das ist einer der Hauptgründe, warum die NATO in den letzten Jahren die Bereitschaft unserer Streitkräfte erhöhte, insbesondere ihre Militärstützpunkte erweiterte. Wir demonstrieren die Bereitschaft, unsere Verbündeten zu schützen“, – erklärte der Generalsekretär.

Die NATO sieht, wie Russland in den letzten Jahren erhebliche Mittel für moderne Waffen investiert, – betonte er.

Die Erklärung von J. Stoltenberg wurde als Reaktion auf die Mitteilung des Verteidigungsministers Russlands, Sergej Schojgu, über Pläne zur Bildung von etwa 20 neuen Verbänden und Militäreinheiten im Westlichen Militärbezirk abgegeben. Der Westliche Militärbezirk der Russischen Föderation grenzt an die Ukraine, Belarus, die baltischen Länder und Finnland.

S. Schojgu hob hervor, dass dies angeblich eine Reaktion auf die NATO-Aktivitäten mit den USA an der Spitze, die „die Intensität von Flügen und Präsenz von Kriegsschiffen an den russischen Grenzen“ ausbauen.

Die neuen Einheiten werden mit modernen Waffen und Ausrüstung ausgestattet. Allein in diesem Jahr sollen die an den westlichen Grenzen Russlands stationierten Truppen mit zwei Tausend Stück militärischer Geräte komplettiert. Auch Militärübungen werden durchgeführt.

Es sei daran erinnert, dass Anfang Mai die Zeitung New York Times unter Bezugnahme auf hochrangige Vertreter der US-Präsidentschaftsverwaltung mitteilte, Russland habe mehrere Tausend Armeeangehörige abgezogen, doch der Grenze zur Ukraine entlang blieben noch etwa 80 Tausend Militärs, was bisher die größte Menge an Kräften sei, die der Kreml dort seit der Annexion der Krim 2014 angesammelt habe.

Indessen ist Präsident Volodymyr Zelenskyy der Ansicht, dass die Eskalation der Situation durch die Russische Föderation in einem jeden Moment bis Ende September möglich sei – solange das russische Militärmanöver „West – 2021“ andauern werde. Dies erklärte er in einem Interview mit Frankfurter Allgemeine Zeitung.

„Es gibt viele militärische Möglichkeiten seitens der Russischen Föderation, auch Operationen von See“, - betonte er. Präsident ließ auch die Möglichkeit einer russischen Eskalation vom besetzten Donbass aus zu. Zu gleicher Zeit schloss V. Zelenskyy in seiner Antwort in Bezug auf einen eventuellen Blitzkrieg der Russischen Föderation nicht aus, dass der vom Osten, Süden und sogar vom Norden erfolgen könnte.

„Immerhin gibt es eine sehr gefährliche Situation in Belarus. Das sind unsere nördlichen Grenzen. Wir beobachten aber, wie Russland und Belarus beharrlich an Abkommen untereinander arbeiten. Die könnten vielleicht die Verteidigung einschließen. Danach kann es einen wirklich ernsten Einfluss Russlands und eine ernste Koordinierung und Kontrolle über die belarussischen Streitkräfte geben. Auch von dieser Seite sehen wir Gefahren für uns“, – erklärte Präsident.

„Jetzt wäre es natürlich eine sehr große Illusion, das Lukaschenko-Regime als einen Garanten für Russlands Nichtangriff auf die Ukraine vom belorussischen Territorium aus zu betrachten. Schließlich war Lukaschenko nie ein solcher Garant. Er handelte immer mit dem Kreml anhand seiner Beziehungen zu der Ukraine oder Georgien. Aber er war immer bereit, unsere Sicherheit gegen den Erhalt seiner Macht oder einfach banale Almosen für sein Regime auszutauschen“, – so kommentierte der bekannte ukrainische Journalist Vitali Portnikow die Möglichkeit eines russischen Angriffs vom belorussischen Territorium aus.

Kann Russland eskalieren? In seiner Antwort auf diese Frage ist der ukrainische Militärexperte und ehemalige stellvertretende Generalstabschef Juri Romanenko der Meinung, dass der Kreml keine anderen Errungenschaften als militärische habe. Er könne dem Westen weder in der Wirtschaft noch im Sozialen etwas entgegensetzen. Die Bogensehne sei gespannt und es gebe große Versuchung, sie nicht einfach aufzulockern, sondern einen Pfeil abzuschießen und ein Ergebnis zu erreichen, das Putin vor sich stelle. Es handele sich um den Aufbau einer Putins „Sowjetunion“, in welche alle ehemaligen Teilrepubliken außer wohl den baltischen Ländern eintreten würden. Die Ukraine sei in diesem Sinne ein zentrales Bindeglied.

„Heute haben wir ein bisschen Zeit gewonnen. Das ist wichtig, die staatlichen Strukturen und Gesellschaft müssen sie nutzen, um in der gesamten Bandbreite der Themen, die im Zusammenhang mit der Verteidigungsfähigkeit der Ukraine stehen, vorwärts zu gehen – bei der Hilfeleistung am Reformieren des Sicherheits-und Verteidigungssektors sowie bei der Erhöhung des militärischen Potentials unseres Staates“, – betonte J. Romanenko.

Zeitung „Stimme der Ukraine“.