Deutschland hat der Ukraine eine historische Zaren-Urkunde zurückgegeben, die aufschlussreich von der Annexion der Ukrainischen Landeskirche durch den Moskauer Reich zeugt. Es handelt sich um ein Original einer Zaren-Urkunde Peter des I. vom 1708 an den Metropoliten Joasaph über seine Ernennung zum Vorsteher der Kiewer Metropolie. Joasaph war der letzte Metropolit zu Zeiten des Aufenthalts Kiews im Bestand des Russischen Imperiums, den nach einem altem Brauch die Kiewer Geistlichkeit frei wählte, und dem Zaren blieb nichts übrig, als die Ernennung zu bestätigen.

Die Urkunde wurde am 14. März dem Außerordentlichen und Bevollmächtigten Botschafter der Ukraine in der Bundesrepublik Deutschland Andrij Melnyk vom Staatssekretär des Außenministeriums Deutschlands Walter Lindner überreicht. Andrij Melnyk nannte das „einen echt historischen Tag“. „Deutschland gab der Ukraine eine Urkunde  Peter des I. vom 1708, in welcher er den Kiewer Metropoliten Joasaph aufruft, dem Ökumenischen Patriarchen nicht zu neigen. Es war nicht der Fall: Schon dieser Tage macht sie sich mit unserem Tomos bekannt. Danke Deutschland!“, – schrieb er auf seiner Twitterseite.

In der Urkunde ruft Peter I. Joasaph, den Metropoliten von Kiew und Galizien auf, sich nicht an die Ökumenischen(Konstantinopel) Patriarchen zu wenden, „sondern weiterhin unter Segen und in Gehorsam des heiligsten und allseligsten Patriarchen von Moskau und ganz Russland zu sein“.

Die Tatsache, dass die Urkunde, die Ende 1950 in der Bibliothek des Instituts für osteuropäische Geschichte und Geographie der Universität der Stadt Tübingen aufbewahrt wurde, das Original, aber keine Kopie ist, entdeckte Doktor für Geschichtswissenschaften Frau Natalia Sinkewitsch. Ihrer Meinung nach zeugten die Warnungen Peter des I. davon, dass Moskau stark gefürchtet hatte, die Kiewer Metropolie könnte unter die Macht von Konstantinopel zurückkehren. Später war bei der Veröffentlichung der Urkunde im XIX. Jahrhundert gerade der Teil, wo Peter der I. den Metropoliten an das Versprechen erinnerte, sich an die Ökumenischen Patriarchen nicht zu wenden, gesetzmäßig „verschwunden“.

Die deutsch-ukrainische Forschergruppe stellte auch fest, dass dieses für die Geschichte der Kirche wichtige Dokument wahrscheinlich 1941 während des 2. Weltkriegs aus Kiew wie Militärbeutestück ausgeführt worden war, – berichtete die „Deutsche Welle“.

In Berücksichtigung dessen  initiierte die Ministerin für Wissenschaft und Kultur von Baden – Württemberg Frau Teresia Bauer bei Unterstützung des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland und der Universität die Rückgabe der historischen Zaren-Urkunde an die Ukraine. „Ich bin dankbar den Forschern in Tübingen und der Ukraine für ihre wichtige Arbeit und Schlussfolgerungen, wie die Zaren-Urkunde zur Universität Tübingen kam. Die Tatsache, dass wir jetzt dieses symbolische und äußerst wichtige Dokument der Ukraine zurückgeben können, das unter Zwang nach Deutschland ausgeführt wurde, ist auch ein Zeichen dessen, dass unser Land seine historische Verantwortung versteht“, – so Frau Teresa Bauer.

Zeitung „Stimme der Ukraine“