Am jeden dritten Mai-Sonntag gedenken die Ukrainer der Opfer der politischen Repressionen mit dem Ziel, das Aufsehen der Öffentlichkeit in Bezug auf tragische Ereignisse zu erregen, die durch die Zwangseinführung der kommunistischen Ideologie in der Ukraine hervorgerufen wurden.

Es ist unmöglich, die Zahl der Opfer der politischen Repressionen in der Ukraine zusammenzuzählen. Einige Fachleute behaupten, dass in der Zeitspanne seit dem Anfang der 1920-er und bis zum Ende der 1980-er Jahre, das heißt in den Zeiten der Regierung des bolschewistisch-kommunistischen Regimes in der Ukraine knapp anderthalb Millionen Menschen den Repressionen unterworfen wurden. Eine riesengroße Anzahl von ihnen wurde erschossen, die anderen gingen durch Gefängnisse, Verbannung, Zwangsarbeit, Lager, waren zwangsläufig in psychiatrischen Anstalten.

Der Terror und die Repressionen erfassten alle Schichten der ukrainischen Bevölkerung: Wissenschaftler, Politiker, Militärs, Geistliche, Vertreter der Kultur, Bauern. Besonders schweres und qualvolles Erbe der Vergangenheit wurden Massenrepressionen, die das stalinistische Regime in der Ukraine in den 1930-er Jahre begangen hatte. Zum Beispiel, in den Jahren 1937 bis 1938 wurden 198 918 Menschen verurteilt, darunter wurden 122 237 Menschen zur Erschießung verurteilt. Die übrigen wurden in die Gefängnisse und Konzentrationslager gebracht. Eines der tragischen Symbole jenes Zeitalters ist der Bykiwnja-Wald in der Nähe von Kiew, wo sich die größte Grabstätte von Opfern der politischen Repressionen in der Ukraine befindet. Hier fand Ende der 1930-er – in den 1940-er Jahren die Massenbeerdigung von Erschossenen und zu Tode Gequälten statt. Nach verschiedenen Einschätzungen können hier Überreste von über 100 Tausend Repressionen unterworfenen Menschen ruhen. Die Tragödie in Bykiwnja steht in einer Reihe mit solchen Verbrechen, wie Auschwitz, Buchenwald, Dachau und Babij Jar.

Am 17. Mai besuchte Präsident der Ukraine, Volodymyr Zelenskyy, das Mahnmal in Bykiwnja und legte am Massengrab Blumen nieder.

„Riesige Ausmaße von Verbrechen und ihre antihumane Natur schockieren. Absolut fremd ist es sowohl den Gesetzen eines normalen Menschendaseins als auch der gesellschaftlichen Ordnung der zivilisierten Welt. Die totalitäre Maschine vernichtete auf ihrem Wege ohne zu zögern Menschenleben und Schicksale“, – erklärte Präsident. Nach seinen Worten sollten die jetzige und die nächsten Generationen Ähnliches nicht zulassen. „In der unabhängigen demokratischen Ukraine werden Leben und Gesundheit der Bürger immer bedingungslose Priorität“, – unterstrich V. Zelenskyy.

Das Außenministerium der Ukraine ehrte auch das Andenken an die von den Repressionen gefallenen Ukrainern.

„Die ganze Wahrheit über die Verbrechen des sowjetischen Regimes offenbarte uns mit Verspätung von mehreren Jahrzenten schon in der unabhängigen Ukraine. Wir begannen endlich, Maßstäbe des Verbrechens, das gegen das ukrainische Volk begangen worden war, das ganze Entsetzen und die Tiefe der Tragödie zu begreifen, die ihm zugefallen war. Doch vor uns liegt noch ein langer Weg zur Erkenntnis der ganzen Wahrheit über diese Verbrechen nicht nur durch die Ukrainer, sondern auch durch die internationale Gemeinschaft“, – heißt es in der Erklärung des Außenministeriums.

Im Ministerium erinnerte man daran, dass die russische Aggression erneut in die Ukraine politische Repressionen zurückgeholt hatte.

„Auf der Krim werden schon das sechste Jahr nacheinander massenhaft die Rechte der Ukrainer und der Krimtataren verletzt. Morde, Entführung von Aktivisten, fabrizierte Gerichtsprozesse, grundlose Verhaftungen und Durchsuchungen, Einschüchterungen. Zurzeit befinden sich über ein Hundert ukrainischer Bürger in politisch motivierter Haft in Russland und auf der okkupierten Krim. Noch entsetzlicher ist die Situation in den okkupierten Donbass – Bezirken. Erschießungen und Morde an ukrainischen Kriegsgefangenen und örtlichen Patrioten, Entführungen von Menschen, Folter und Erniedrigungen sind hier alltägliche Erscheinung geworden“, – erklärte man im Außenministerium.

Zeitung „Stimme der Ukraine“