Auf dem Foto: Ein neuer Speicher für abgebrannte Brennelemente in Tschernobyl.

Die staatliche Gesellschaft „Energoatom“ hat den Export abgebrannter Brennelemente nach Russland zur Lagerung ab 2021 eingestellt. Dies erklärte neulich der amtierende Präsident von „Energoatom“, Petro Kotin. Ihm zufolge nutzt „Energoatom“ ab diesem Jahr nicht mehr die Dienste russischer radiochemischer Unternehmen. „Wir haben beschlossen, den Export abgebrannter Brennelemente nach Russland endgültig aufzugeben. Dies stärkt die Energiesicherheit unseres Staates erheblich“, – betonte er.

Berichten zufolge kann ein neues zentralisiertes Lager in der Ukraine die erste Charge abgebrannter Kernbrennstoffe im Juli dieses Jahres aufnehmen. „Energoatom“ hat im Dezember 2020 den Bau von Gebäuden und Infrastruktur für die Aufnahme und Lagerung abgebrannter Brennelemente in der Tschernobyl-Sperrzone abgeschlossen. Jetzt wird das Lager in Betrieb genommen und die Ausrüstung getestet.

Der Betrieb des ersten Startkomplexes im zentralisierten Lager wird im zweiten Vierteljahr 2021 beginnen – nach Abschluss des Baus einer 43 Kilometer langen Eisenbahnstrecke, die es mit dem Eisenbahnnetz der Ukraine verbinden wird. Es wird geplant, dass im Laufe von 100 Jahren im Speicher abgebrannte Kernbrennstoffe aus allen ukrainischen Atomkraftwerken sicher gelagert werden. Wie die ukrainische Regierung betonte, wird die Inbetriebnahme des Lagers es ermöglichen, jährlich rund 200 Mio. US-Dollar einzusparen, die man an Russland für die Lagerung abgebrannter Brennelemente zu zahlen hatte.

Darüber hinaus unterzeichnete die Gesellschaft „Energoatom“ 2018 einen Vertrag mit Westinghouse Electric über Lieferung von Kernbrennstoff bis 2025. Der Vertrag sieht die Lieferung von Kernbrennstoffen für sieben der 15 ukrainischen Atomenergieblöcke in den Jahren 2021 bis 2025 vor. Im Juli 2018 wurde ein Energieblock im Süd-Ukrainischen Atomkraftwerk erstmals mit amerikanischem Brennstoff aus Westinghouse in Betrieb genommen. Im Dezember wurde der fünfte Energieblock im Atomkraftwerk Saporishja vollständig darauf umgerüstet.

Im September 2020 unterzeichnete Westinghouse Electric mit „Energoatom“ einen Vertrag über Lieferung von Kernbrennstoffen für die Reaktoren im Atomkraftwerk Riwne. Damit erfüllt die Ukraine die IAEO-Empfehlungen, wonach der Anteil eines Brennstofflieferanten an der Gesamtstruktur 70% nicht überschreiten darf. Nach Angaben des Staatlichen Statistikdienstes betrug 2018 der Anteil russischer Kernbrennstoffe in der Ukraine nahezu 72% und ging 2019 auf 57% zurück.

Laut dem ukrainischen Minister für Energie und Kohleindustrie, Jurij Witrenko, sollte die Ukraine bis 2023 den russischen Brennstoff aufgeben und auf den amerikanischen umsteigen. Dies werde ein wichtiges Element der nationalen Sicherheit der Ukraine werden, - betonte der Minister.

Wie erwartet, hat Russland wiederholt „Besorgnis“ um den Umstieg der ukrainischen Atomkraftwerke auf amerikanischen Brennstoff geäußert. So erklärte man beim Außenministerium der Russischen Föderation, die Ukraine habe „Überlegungen in Bezug auf die Kernsicherheit ignoriert“. Und der Generaldirektor von „Rosatom, Aleksej Lichatschew, hat wiederholt betont, dass die Entscheidung der Ukraine, einen Teil von Kernbrennstoff für ihre Atomkraftwerke bei Westinghouse zu kaufen, angeblich technologische und ökologische Risiken birgt.

Die Ukraine stimmt diesen Erklärungen jedoch nicht zu. Ukrainische Fachleute für Nuklear-und Strahlenschutz stellen fest, dass sich die Zusammenarbeit mit Westinghouse nicht nur auf den Kauf von Kernbrennstoff beschränkt, sondern auch Maßnahmen zur Modernisierung und Modifizierung von Geräten für sicheren Betrieb der Atomkraftwerke umfasst.

„Russische Kernbrennstoffproduzenten sehen in Westinghouse ihren Hauptkonkurrenten in der Ukraine. Deshalb ist es kein Wunder, dass von Zeit zu Zeit ihre Äußerungen über Gefahr, über Bedrohung einer von Menschen verursachten Katastrophe bei der Diversifizierung von Brennstoff erscheinen“, – schrieb der Energieexperte des Kiewer Rasumkow-Zentrums, Wolodymyr Omeltschenko.

 Auskunft. „Energoatom“ ist Betreiber aller vier in Betrieb befindlichen Atomkraftwerke in der Ukraine. Die Gesellschaft betreibt 15 Energieblöcke, die mit Wasser-Wasser-Energiereaktoren mit einer Gesamtkapazität von 13,835 GW ausgerüstet sind, und liefert etwa 55% des Strombedarfs der Ukraine.

Zeitung „Stimme der Ukraine“