Die gepriesene „zweite Armee der Welt“ zeigte sich während des großangelegten Einmarsches in das Territorium eines souveränen Staates viel schwächer, als sie sich positioniert hatte, denn sie infolge von schlechter Logistik, Problemen mit geschützter Fernverbindung und Datenaustausch zwischen militärischen Einheiten und verschiedenen Waffengattungen, Unfähigkeit der Russen, ukrainische Luftabwehrsysteme zu vernichten und einen vollständigen Luftraumvorteil zu erlangen, unzulänglichem psychologischem Zustand der Besatzungstruppen, starkem Widerstand der ukrainischen Armee und des gesamten ukrainischen Volks keine Offensive weiter entwickeln konnte. Nach mehreren Wochen des Kampfes gegen die ukrainischen Streitkräfte nannte man sie eine Attrappe-Armee. Und als ein Beweis zeigt der Generalstab der Streitkräfte der Ukraine eine vom Feind im Gebiet Chersson erbeutete russische Ausrüstung – einen chinesischen Motorradwagen mit einem Maxim-Maschinengewehr, das in den Kriegen des 20. Jahrhunderts breite Anwendung fand, sowie durch Kasten mit Erde gefestigte Panzer, Offizierstaschen mit Schreibblock und Zirkel. 

Die Vernehmungen von Kriegsgefangenen der russischen Armee (ihre Zahl hat schon 700 Personen erreicht) und Telefongespräche, die von ukrainischen Spezialdiensten mitgeschnitten wurden, zeugen davon, dass der Kreml beabsichtigte, innerhalb von drei Tagen Kiew zu erobern und bis nach Lemberg zu kommen. Am fünften Tag sollte Russland mit einer Siegesparade durch die Hauptstraße Kiews Chreschtschatyk ziehen – die Besatzer haben im Voraus festliche Uniformen in gemietete Lagerstätten eingeführt sowie Paradepanzer gebracht, die zuvor auf dem Roten Platz zu sehen waren.

Zum 23. März betrugen nach Angaben des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte die Verluste des Feindes etwa 15 600 Personen, 517 Panzer, 101 Flugzeuge, 267 Hubschrauber, 47 Luftverteidigungsanlagen, 267 Artilleriesysteme, 1578 Schützenpanzer, 1008 Fahrzeuge, 4 Schiffe/Motorboote, 15 Spezialgeräte, 70 Tankwagen, Am 23. März früh haben die Luftverteidigungskräfte zwei weitere russische Flugzeuge über dem Gebiet Charkiw abgeschossen.

Auch ein Mythos über „russische Recken“ hat der Prüfung an Festigkeit nicht standgehalten – russische Soldaten lassen sich einzeln und als Einheiten gefangen nehmen bzw. fliehen zur Grenze der Russischen Föderation und sprengen Brücken hinter sich in die Luft, um ins Gefechtsfeld nicht zurückzukehren. Bloßgestellt hat man ebenfalls einen Mythos darüber, dass „die Russen die Ihrigen nicht im Stich lassen“. Der Kriegsgefangene Valerij aus 6. Kompanie (Kompaniechef ist Oberleutnant Muchamedgaliew) telefonierte mit seiner Mutter nach einer Genehmigung des ukrainischen Geheimdienstes SBU und sagte, „Putin hat uns verraten. Putin hat uns Nudeln an die Ohren gehängt. Er hat gesagt – vorwärts, wir attackieren. Man hat mich betrogen. Man hat uns entsandt, friedliche Menschen zu töten. Die unsrigen bombardieren Städte. Hier gibt es völlig Fleisch. Tausende unserer Jungs sind gestorben. Sie sind wie Düngemittel. Man will sie nicht holen“. Auf die Frage seiner Mutter, wie er gefangengenommen wurde, antwortet der Soldat: Die unsrigen haben mich im Stich gelassen. Mein Panzer setzte aus, und mein Zugführer hat mich im Stich gelassen. Er ist abgefahren. Hätte ich mich  nicht ergeben, wäre ich tot“.

Der SBU schnitt ein Telefongespräch eines anderen Besatzers auf, der mit seiner Mutter anhand eines bei Ukrainern gestohlenen Geräts telefonierte. Wir führen einen Dialog ohne Abkürzungen und in der Sprache des Aggressors an.

– Hallo, Mama. 331. Landungsregiment. Unser Kommandeur ist minus geworden.

– Nun, das ist Sucharjew. Ich weiß, dort hat es bei euch weitere 3 bis 4 Mann aus ihrem Regiment gegeben.

– Ich habe für dich schlechte Nachrichten. Das sind nicht diese Zahlen. Dort gibt es das ganze Bataillon. Etwa 600 Mann. Man hat uns verkauft.

– Wer? Wem? Wohin?

– Generale haben alle Informationen verkauft.

– Oh, du…das darf nicht sein. Haben sie sehr gelitten?

– Nun das ganze zweite Bataillon. Es ist ein Drittel von 1500. Sie sind erschossen.

Das Kommando der russischen Armee verwendet in diesem Krieg Stalins Methoden, die er im Zweiten Weltkrieg einsetzte – sogenannte Sperrtruppen. Davon zeugt ein abgehörtes Gespräch mit Verwandten eines Kadyrow-Mannes, der in die Ukraine aus Tschetschenien kam. Auf die Frage „Warum du dorthin gefahren bist?“ antwortet er, man müsse mal hier, mal dort verdienen. Und fügt hinzu: „Unsere Aufgabe, die vor unserem Truppenteil steht, ist, diese lausigen Soldaten zurückzutreiben, als sie unter einem Artilleriebeschuss auseinanderlaufen. Nicht allzu langweilige Arbeit. Aber ihre Artillerie feuert konkret – Tag und Nacht. Man hört ständig: „hier gibt es Tote, dort gibt es Tote“. Vor kurzem wurde hier ein Sondertruppen-Kommandeur getötet. Bei ihnen werden diese Geschosse nicht alle sein“.