Es sei daran erinnert, dass die Chassiden nach Uman jedes Jahr fahren. In dieser ukrainischen Stadt befindet sich das Grab des Zaddik(Gerechter) Nachman, des Begründers der sogenannten Bratslaver Strömung des Chassidismus, – eines der am meisten geehrten Heiligtümer und eine Pilgerstätte für die Vertreter dieser Strömung. Die Pilger glauben, dass derjenige, der das Neue Jahr am Grab in Uman feiert, das ganze Jahr hindurch glücklich sein wird. 2019 trafen über 30 Tausend Pilger für die Feierlichkeiten anlässlich des 5780. jüdischen Neujahrs in Uman ein.

In diesem Jahr fand das Fest vom 18. bis zum 20. September statt. Jedoch nahmen daran nur rund 2 Tausend Chassiden teil. Das ist dadurch zu erklären, dass noch im Sommer die Staatsführung und das Außenministerium Israels die ukrainischen Behörden aufriefen, Maßnahmen für die Nichtzulassung der Massenversammlungen von Menschen in Uman zu treffen, um zur Coronavirus-Ausbreitung nicht beizutragen. Am 18. August riefen die Regierungen der Ukraine und Israels die Chassiden wegen der bedrohlichen epidemischen Situation auf, sich einem Besuch in Uman zu enthalten, das sie jährlich aus Anlass des jüdischen Neuen Jahrs – Rosch ha-Schana besuchen. Am 26. August nahm die Regierung der Ukraine einen Beschluss über zeitweiliges Einreiseverbot von Ausländern vom 29. August bis zum 28. September in die Ukraine, außer einzelnen Bürgerkategorien an.

Nichtsdestoweniger versuchten mehrere Tausend Chassiden im Vorfeld des jüdischen Neuen Jahrs, durch die belarussisch-ukrainische Grenze unter Nachsicht des offiziellen Minsk in die Ukraine einzudringen. Am 16. September rief man im Präsidialbüro der Ukraine die Behörden von Belarus auf, falsche ermutigende Erklärungen für die Chassiden nicht zu verbreiten, die bei ihnen das Gefühl erwecken können, dass die ukrainische Grenze für die Ausländer geöffnet werden könnte. Die Grenze wurde nicht geöffnet. Im Präsidialbüro hob man hervor, dass jeder Staat während der Pandemie eine durchsichtige und verantwortungsvolle Politik zu führen, die auf den Stopp der COVID-19-Ausbreitung gerichtet sein müsste, und sich vom Provozieren negativer Varianten der Entwicklung der epidemischen Situation in den Nachbarländern zu enthalten habe.

Dabei wurde berücksichtigt, dass die Ukraine Mitte September den 15. Platz in der Welt nach der Zahl neuer vom Coronavirus Angesteckter einnahm. Jetzt nimmt das Land den 16. Platz in der Welt nach der Zahl der verstorbenen Patienten innerhalb von 24 Stunden und in Europa – den 2. Platz ein.

Für jene zwei Tausend Chassiden aber, den es gelungen war, in Uman noch vor der Schließung der ukrainischen Grenze anzukommen, wurden gebührende Bedingungen für das Neujahrsfest geschaffen. Dank den gut organisierten Handlungen der Sicherheitsbehörden und Mediziner konnten die Bratslaver Chassiden gefahrlos Rosch ha-Schana feiern. So waren in Uman ein chassidischer Rettungsdienst und ein jüdisches Krankenhaus tätig. Außerdem leisteten israelische Polizisten für ihre ukrainischen Kollegen Hilfe und stellten in der Pilgerzone kein einziges ernsthaftes Verbrechen fest.

In seinem Grußschreiben an die jüdische Gemeinde anlässlich des 5781. Neuen Jahrs betonte Präsident Volodymyr Zelenskyy, dass die ukrainischen Behörden mit dem Ziel, Leben und Gesundheit der Menschen zu erhalten, gezwungen waren, Massenveranstaltungen im Lande einzuschränken, darunter einen Teil der traditionellen Feierlichkeiten zu diesem Fest in Uman.

„Aber in Kiew, Dnipro, Uman, Jerusalem, New-York und in anderen Teilen des Planeten betet das jüdische Volk um Frieden und Wohlergehen für die ganze Menschheit. Wir bedanken uns bei allen für das Verständnis und die Wechselwirkung in wichtigen Fragen der Sicherheit der Menschen. Wir sind sicher, dass wir gemeinsam unbedingt alle Herausforderungen, die vor uns stehen, überwinden und im nächsten Jahr zu einem gewöhnlichen Lebensrhythmus zurückkehren können…“, – fügte V. Zelenskyy hinzu.

Zeitung „Stimme der Ukraine“