Vor dem Hintergrund von Berichten über die Stärkung des russischen Militärkontingents an den ukrainischen Grenzen lud US-Präsident, Joe Biden, Wladimir Putin ein, in den kommenden Monaten ein Gipfeltreffen in einem Drittland abzuhalten. Dies wurde bei einem Telefongespräch mit dem russischen Präsidenten am Dienstag, dem 13. April, besprochen, – teilte das Weiße Haus mit.

Der amerikanische Staatschef äußerte sich besorgt über einen plötzlichen Ausbau von Kräften in der an den Donbass angrenzenden Region sowie auf dem Territorium der von Russland annektierten Krim und forderte Putin auf, die Spannungen an der Grenze zur Ukraine abzubauen. Er betonte auch das unerschütterliche Engagement der Vereinigten Staaten für die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine.

„Präsident Biden machte deutlich, dass die Vereinigten Staaten als Reaktion auf russische Aktivitäten wie Cyber-Invasion und Einmischung in die Wahlen entschlossen zum Schutz ihrer nationalen Interessen handeln werden“, – wird in einer Mitteilung des Weißen Hauses betont.

Joe Biden bekräftigte darüber hinaus sein Ziel, stabile Beziehungen zu Russland aufzubauen. Während des Gesprächs handelte es sich um Washingtons Absicht, einen strategischen Dialog mit Moskau über Sicherheits-und Rüstungskontrollfragen zu führen. In diesem Zusammenhang ist es nach Ansicht von US-Präsident notwendig, bei einem persönlichen Treffen „die gesamte Bandbreite der Themen zu erörtern, mit denen die Vereinigten Staaten und Russland konfrontiert sind“.

Unmittelbar nach dem Anruf des Weißen Hauses versucht die Kreml-Propaganda, das durch US-Präsident initiierte Gespräch als „unbestreitbarer Sieg“ von W. Putin darzustellen, der angeblich auf geopolitischer Ebene gewonnen wurde.

Indessen sind Medien und Beobachter sowohl in der Ukraine als auch im Westen anderer Ansicht. „Vor nicht allzu langer Zeit gab Biden zu, dass er Putin als „Mörder“ betrachtet, der „keine Seele hat“. Er sagte auch, der russische Präsident werde für Versuche, seine Wahlkampagne zu stören „bezahlen“. Und jetzt will Biden sich einer solchen Person stellen?

Biden hat keine Illusionen, aber es hilft wenig. Einige Konflikte sind aus der Ferne schwer zu besprechen. Darüber hinaus ist der Effekt unterschiedlich, wenn Biden dem russischen Präsidenten telefonisch verständlich macht, mit welcher Art von USA er es jetzt zu tun hat, und wenn dies von Angesicht zu Angesicht geschieht“, – schrieb die deutsche Zeitung „Die Zeit“.

Der Vorschlag von US-Präsident, Joe Biden, an den russischen Präsidenten, Wladimir Putin, in den kommenden Monaten ein Gipfeltreffen in einem der Drittländer abzuhalten, sei ein starker diplomatischer Schritt des neuen Herrn des Weißen Hauses.

Schließlich werde die russisch-amerikanische Agenda jetzt genau von der Möglichkeit eines künftigen Gipfels bestimmt, den Putin viel mehr brauche als Biden. Aus Sicht des russischen Präsidenten werde dieses Treffen seinen Status als Global Player unterstreichen. Und es sei unwahrscheinlich, dass Putin vor diesem Gipfel beschließen wird, den Spieltisch umzudrehen, – so der bekannte ukrainische Beobachter und Journalist, Vitali Portnikow.

Seiner Meinung nach sei keine diplomatische Katastrophe für die Ukraine zu befürchten falls das Treffen stattfindet. Die Position des amerikanischen Präsidenten in Bezug auf die russisch-ukrainische Krise sei bekannt und sei mehrmals zum Ausdruck gebracht worden, auch während des jüngsten Gesprächs zwischen den Präsidenten der Vereinigten Staaten und der Russischen Föderation. „Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sich diese Position bei den Verhandlungen mit Putin ändern wird. Darüber hinaus hat Putin keine Argumente, um diese Position von Biden zu beeinflussen. Das eigentliche Thema der Verhandlungen ist die Frage nach der Bereitschaft oder dem Unwillen Russlands, weitere Aggressionen aufzugeben, und die Frage nach dem Preis, den Russland für ihre Fortsetzung zahlen wird. Es wäre naiv zu glauben, dass der Gipfel die Krise selbst beeinflussen wird. Putin ist nicht dabei, den Donbass und umso mehr die Krim zu verlassen, und Biden hat keine Werkzeuge, um ihn dort auszuräuchern. Aber Biden hat die Möglichkeit, Putins neue Offensive zurückzuhalten und vor ihren Folgen zu warnen. Eben diese Warnungen werden ja ausgesprochen“, – betonte V. Portnikow.

„Mit seinem Vorschlag an Putin gab uns Biden einfach ein paar Monate – und vielleicht auch Jahre der Verschnaufpause. Jetzt stellt sich die Frage, wie wir diese Chance nutzen können“, – schlussfolgerte der ukrainische Journalist.

Indessen betonte der Sekretär des Sicherheits-und Verteidigungsrats, Oleksij Danilow, bei einem Treffen mit den Botschaftern der EU-Mitgliedsstaaten, dass das ukrainische Militär an der Vorderlinie zu einer beliebigen Zuspitzung der Situation bereit sei, und die Ukraine weiterhin „ein Vorposten für ganz Europa“ sei.

Zeitung „Stimme der Ukraine“