Davon zeugen die Angaben einer Umfrage, die von der Soziologischen Gruppe „Rating“ im November 2021 durchgeführt wurde.

Diese Angaben wurden kurz vor dem 27. November – dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Holodomor in der Ukraine veröffentlicht, der jedes Jahr am letzten Novembersamstag begangen wird. Traditionell wird an diesem Tag um 12.00 Uhr eine landesweite Schweigeminute verkündet, um das Gedenken an Millionen Tote zu ehren. In Kirchen werden Gottesdienste abgehalten und in Museen finden Ausstellungen und Veranstaltungen statt, die über diese traurige Seite der ukrainischen Geschichte Aufschluss geben.

Außerdem wird jedes Jahr am Tag des Gedenkens an die Opfer des Holodomor die Aktion „Zündet eine Kerze der Erinnerung an“ veranstaltet. Tausende Erinnerungskerzen werden gleichzeitig an den Gedenkstätten für die Opfer des Holodomor und in den Häusern der Ukrainer im ganzen Land angezündet.

Der Holodomor ist eine Massenhungersnot in den Jahren 1932 bis 1933. Er suchte das ganze Territorium der Ukrainischen SSR heim. Dadurch starben Millionen Menschen. Dabei gibt es keine genauen Angaben über die Zahl der Todesfälle. Demographen sprechen davon, dass in diesem Zeitraum von zweieinhalb bis 10 Millionen Menschen starben.

2006 erklärte die Ukraine den Holodomor zum Völkermordakt gegen das ukrainische Volk.

Basierend auf Archiven, die Ende 1980-er Jahre freigegeben wurden, haben Historiker bestätigte Beweise dafür, dass die Hungersnot und damit der Völkermord ein künstlicher Akt der Vernichtung des ukrainischen Volkes durch das stalinistische Regime war. Die Hungersnot richtete sich in erster Linie gegen die ukrainische Bauernschaft, die sich aktiv gegen die Auferlegung der kommunistischen Ideologie wehrte, der wichtigste Muttersprachler und Hauptträger der ukrainischen nationalen Identität war. Mit diesem Ziel wurden viele ländliche Gebiete von Truppen umzingelt, es wurde den Menschen verboten, sie zu verlassen, man entnahm ihnen gewaltsam die ganze Ernte und ließ sie des Hungerstodes sterben.

„Wir kennen immer noch nicht die Namen vieler Ukrainer, die am Holodomor gestorben sind. Er vernichtete ganze Familien, Straßen, Dörfer. Es gibt also niemanden zu fragen. Aber er konnte uns nicht vollständig vernichten. Es gibt also jemanden, der sich daran erinnert. Und es gibt jemanden, der die Erinnerungen an die nächsten Generationen weitergibt…wir haben als Volk diesen Schrecken überlebt. Das Schlüsselwort ist überlebt. Und wir haben gesiegt. Und die unschuldigen Opfer des Holodomor wurden geschunden, zu Tode gefoltert, sind aber nicht vergessen. Die Ukraine hat im letzten Jahrhundert Millionen Leben verloren und bewiesen: Wir sind eine Nation, die man sogar durch totalen Hunger nicht besiegen kann“, – erklärte an diesem Tag Präsident Volodymyr Zelenskyy.

Am Tag zuvor unterzeichnete Präsident eine Verordnung über Veranstaltungen zum 90. Jahrestag der Hungersnot 1932-1933. Er beauftragte die Regierung, ein Organisationskomitee für Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem 90. Jahrestag des Holodomor zu gründen. Es handelt sich unter anderem um die Organisation eines Internationalen Forums 2023 zum Jahrestag des Holodomor in der Ukraine, Durchführung von wissenschaftlichen Veranstaltungen, Studien zum Thema künstlicher Hunger, Suche nach Grabstätten der Todesopfer, soziale Werbung. In der Verordnung heißt es auch, dass es notwendig ist, Denkmäler für die Opfer des Holodomor in Ordnung zu bringen, zu erhalten und neue Gedenktafeln in anderen Ländern zu installieren.

Es sei auch darauf hingewiesen, dass 1985 bis 1988 eine Kommission des US-Kongresses die Hungersnot in der Ukraine untersuchte. In ihren Schlussfolgerungen betonte sie, dass „Joseph Stalin und sein Umfeld in den Jahren 1932 bis 1933 einen Völkermord am ukrainischen Volk begangen haben“. Die Schlussfolgerungen der Kommission ebneten den Weg für internationale Anerkennung des Holodomor als Völkermord. In den Folgejahren wurde der Holodomor als Verbrechen des Völkermors in ihren Akten von Parlamenten der USA, Estlands, Australiens, Kanadas, Ungarns, Lettlands, Georgiens, Polens, Perus, Paraguays, Ekuadors, Kolumbiens, Mexikos, Litauens, Portugals verurteilt. Auch in mehreren Ländern der Welt wurde die Entscheidung getroffen, das Verbrechen des Völkermords auf regionaler und kommunaler Ebene zu verurteilen.

Ein wichtiges Element der Anerkennung des Holodomor in der Ukraine 1932-1933 als Völkermord am ukrainischen Volk auf internationaler Ebene ist seine Anerkennung im Rahmen internationaler Organisationen wie Europarat, Europäisches Parlament, OSZE, UN-Rat für Menschenrechte.

Im Jahr 2016 wandte sich die Werchowna Rada (Parlament) der Ukraine an die demokratischen Staaten mit der Bitte, die Anerkennung des Holodomor 1932-1933 als Völkermord am ukrainischen Volk fortzusetzen.

US-Präsident Joe Biden ehrte am Vorband dieses traurigen Tages das Andenken an die Opfer des Holodomor 1932-1933 in der Ukraine und drückte seine Unterstützung für ihre Souveränität und territoriale Integrität aus.

„Jeden November ehren wir feierlich das Andenken und würdigen Millionen unschuldiger Ukrainer, die während des Holodomor gelitten haben und gestorben sind. Männer, Frauen und Kinder, die ihr Leben während dieser Hungersnot verloren haben, wurden Opfer grausamer Politik und vorsätzlicher Handlungen des Regimes von Joseph Stalin“, – betonte er in einer Sondererklärung, die am 24. November auf der Website des Weißen Hauses veröffentlicht wurde. Ihm zufolge überwand das ukrainische Volk den Schrecken des Holodomor, zeigte seinen Geist und seine Widerstandsfähigkeit und schuf eine freie und demokratische Gesellschaft.

Ihrerseits rief die Europäische Union auch auf, das Andenken an diejenigen zu ehren, die ihr Leben durch Verbrechen des stalinistischen Regimes verloren haben.

„Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Holodomor schließen wir uns dem ukrainischen Volk bei der Ehrung des Gedenkens an diejenigen an, die wegen der schrecklichen Verbrechen ums Leben gekommen sind, die vom Sowjetregime begangen wurden und zu Millionen Opfer unter den Ukrainern führten“, – wurde in einer Erklärung des Botschafters der Europäischen Union in der Ukraine Matti Maasikas betont.

Indessen leugnen die Behörden der Russischen Föderation während der letzten drei Jahrzehnte weiterhin kategorisch die Tatsache des Völkermords am ukrainischen Volk und behaupten, die Hungersnot in der Ukraine sei angeblich Folge einer Missernte, die von ungünstigen natürlichen Gründen verursacht wurde. Im Zusammenhang mit diesen Behauptungen des Kremls hat das Außenministerium der Ukraine erklärt, dass die Leugnung des Holodomor 1932-1933 als Völkermord am ukrainischen Volk durch Russland mit der Begehung eines Verbrechens vergleichbar ist.

Zeitung „Stimme der Ukraine“