„Der Frieden kommt, wenn die Politiker entsprechende Dokumente unterschreiben und die Truppen an ihre Dislokationsorte zurückkehren. Der Waffenstillstand, der im letzten Halbjahr galt, ist kein Frieden. Früher oder später würde er vereitelt werden, weil die Politiker keine grundsätzliche Einigung erzielt hatten. Und sie werden es auch nicht erzielen, weil die Positionen zu unterschiedlich sind“, – so kommentierte der Militärbeobachter Denis Popowitsch eine weitere Zuspitzung im Donbass.

Die Zuspitzung erfolgte, nachdem am 26. März vier ukrainische Militärs im Raum der Siedlung Schumy im Gebiet Donezk getötet wurden und zwei weitere verletzt. Das ist das Ergebnis eines Mörserbeschusses von Stellungen der Vereinten Kräfte durch illegale bewaffnete Formationen Russlands.

Wie der Berater der ukrainischen Delegation bei der Trilateralen Kontaktgruppe Oleksij Arestowitsch am selben Tag mitteilte, hätten die Besatzer seit der Ankündigung des jüngsten Waffenstillstands – seit dem 27. Juli 2020 – 45 Kämpfer der Streitkräfte der Ukraine getötet.

Der Meinung des Militärbeobachters stimmt de facto auch der erste Präsident der Ukraine und jetzige Chef der ukrainischen Delegation bei der Trilateralen Kontaktgruppe, Leonid Krawtschuk, zu. Er betonte, dass Russland in seiner Philosophie gewesen sei und bleibe – die Ukraine zu vernichten, „das ist seine Hauptaufgabe“.

„Im Prinzip sollte die Ukraine als Staat nicht existieren. Dies ist die Position von Präsident Russlands, des Herrn Putin, die offiziell vor vielen Jahren zum Ausdruck gebracht wurde. Es ist übertrieben, zu erwarten, dass sie menschlich handeln“, – sagte L. Krawtschuk.

Oleksij Danilow, Sekretär des Nationalen Sicherheits-und Verteidigungsrats der Ukraine, stimmt ihm zu. Russland spreche mit der Ukraine nach wie vor von der Position der Stärke aus nicht nur deswegen, weil es Problem damit habe, die besetzte Krim mit Wasser zu versorgen, – betonte er. „Dass wir uns in einer äußerst komplizierten Situation mit der Russischen Föderation befinden, kann nicht nur am Wasser legen. Es könnte einen beliebigen Vorwand geben, denn die Aufgabe der Russischen Föderation ist es, uns als Land zu vernichten“, – sagte der NSVR-Sekretär und fügte hinzu, dass die russischen Behörden dies nie verborgen hätten.

Indessen versprach Präsident der Ukraine, Wolodymyr Zelenskyy, nach dem Tod der ukrainischen Militärs die Zuspitzung im Donbass mit allen Staas-und Regierungschefs der „Normandie-Vier“ (Ukraine, Deutschland, Frankreich und Russland) zu erörtern.

Der Leiter des Präsidialbüros der Ukraine, Andrij Jermak, berief seinerseits dringende Konsultationen mit politischen Beratern der Staats-und Regierungschefs – Teilnehmer des Normandie-Formats ein.

Die Werchowna Rada (das ukrainische Parlament – Red.) beabsichtigt auch, den Beschuss der ukrainischen Stellungen zu erörtern. Wie der Parlamentspräsident, Dmytro Rasumkow, sagte, würden bei der nächsten Sitzung die Aktionen des Feindes bewertet werden.

Obwohl selbst die Parlamentsfraktion der präsidententreuen Partei „Diener des Volks“ Verstöße gegen den Waffenstilltand durch russische bewaffnete Formationen scharf verurteilt und die Weltgemeinschaft aufgerufen hat, auf die neue Aggression Russlands zu reagieren.

Der Mord am ukrainischen Militär im Raum Schumy sei eine tragische Erinnerung daran, dass der Waffenstillstand nur für diejenigen existiere, die ihn erfunden hätten, – erklärte die Oppositionspartei „Golos“. Bei der Partei ist man überzeugt, dass es unmöglich sei, die Waffenruhe dann zu bewahren, wenn der Feind sie offensichtlich ignoriere.

Deshalb appellierte „Golos“ an Präsident der Ukraine und die Behörden und forderte, die Augen vor dem Krieg mit Russland nicht mehr zu verschließen und sofort auf den Angriff zu reagieren.

Zeitung „Stimme der Ukraine“