Präsident der Ukraine Volodymyr Zelenskyy, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Staatschef von Israel Yitzhak Herzog und Vertreter mehrerer anderer Staaten nahmen am Mittwoch, dem 6. Oktober in der Holocaust-Gedenkstätte in Kiew an den feierlichen Veranstaltungen zum 80. Jahrestag der Tragödie von Babyn Jar teil.

In seiner Rede brachte V. Zelenskyy die Überzeugung zum Ausdruck, dass Babyn Jar eigentlich ein Denkmal für den Menschen in all seinen schlimmsten und besten Erscheinungsformen sei. Ihm zufolge würden jeden Monat in Babyn Jar neue Objekte erscheinen, die in wenigen Jahren Teil eines einigen großangelegten Komplexes des Gedenkens an die Tragödie sein würden.

„Er wird erlauben, das Grauen und den Schmerz, das Leiden voll zu fühlen, das der Menschheit Nazismus, Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz bringen. Ja, leider wird es den hier Getöteten nicht helfen, wird aber den Lebendigen und denjenigen helfen, die davon wissen, daran denken, es an ihre Kinder und Enkelkinder weiter geben sollten“.

Das ukrainische Staatsoberhaupt bedankte sich bei den internationalen Gästen für ihren Besuch und nannte die Anwesenheit der Staatschefs von Israel und Deutschland bei der Veranstaltung symbolisch.

„Das ist ein Beweis für die Einheit unserer Ansichten. Wenn Sie möchten, ein Test für Gleichgesinnte. Was mich betrifft, haben wir es erfolgreich bestanden“, – sagte er.

Seinerseits erklärte Yitzhak Herzog, dass in Babyn Jar die schrecklichste Tragödie in der Geschichte des jüdischen Volkes geschehen sei und dass heute führende Weltrepräsentanten jede Manifestation von Antisemitismus verurteilen müssten.

Frank-Walter Steinmeier hob hervor, dass der Zweite Weltkrieg viel Leid gebracht habe und bedankte sich für die Möglichkeit, das Andenken an die Toten gemeinsam zu ehren. Wie er betonte, gebe es keine gute Zukunft ohne ehrliche Erinnerung. Die Deutschen seien sich laut Steinmeier ihrer Verantwortung vor der Geschichte bewusst, die niemals vergehen werde und Verantwortung „für unsere gemeinsame Zukunft“ sei.

Auskunft. In nur zwei Tagen, am 29. und 30. September 1941 haben die Besatzungsbehörden des Dritten Reichs in Babyn Jar 34 Tausend Juden erschossen.

„Es war ein Fließband, das nicht zwischen Männern, Frauen und Kinder unterschied. Man ließ Kinder bei ihren Müttern und erschoss sie mit ihnen zusammen… Von der Stadt kamen immer neue Menschenmassen und sie ahnten anscheinend nichts, glaubten, dass sie einfach umgesiedelt werden“, – heißt es in einer Aussage des Soldaten der Wehrmacht Hefer.

Massenerschießungen in Babyn Jar dauerten bis zur Befreiung Kiews 1943. Neben Juden vernichteten die Nazis auch Zigeuner, sowjetische Kriegsgefangene, Mitglieder der ukrainischen nationalistischen Bewegung. Nach verschiedenen Schätzungen wurden im Zeitraum 1941 bis 1943 von 70 bis 200 Tausend Menschen erschossen.

Zeitung „Stimme der Ukraine“