Durch dieses modernes, grünes und gemütliches Städtchen führ ich in friedlichen Zeiten auf meiner Route zur Datscha. Und jedes Mal bemerkte ich was Neues im Antlitz dieser Stadt – Viertel von Neubauten, Handelszentren, weit verzweigtes Netz von Baumarkthallen. Butscha lebte, wurde jünger und ausgebaut…Derzeit liegt Butscha in Ruinen.

Diese Nacht wurden wieder in Richtung Butscha - Worsel harte Kämpfe geführt, aber die Stadt Butscha bleibt ukrainisch. Mehrere Tage lang nacheinander gossen auf sie die Streitkräfte der Russischen Föderation mit dem Regen der Luftangriffe, Geschossen aus verschiedenen Artilleriesystemen und Grad-Raketenwerfern wie aus einem Brandschlauch.

Die Streitkräfte der Ukraine haben hier am 3. März eine Staatsfahne gehisst. Doch Zivilisten halten sich weiterhin  in Luftschutzräumen versteckt. Putins Truppen drängen zur Hauptstadt – durch Irpinj, Worsel, Gostomel, Butscha. Und dafür, dass ihnen die ukrainische Armee nicht zuließ, einen Blitzkrieg gegen Kiew zu verwirklichen, wie es der Kreml geplant hatte, wütet und rächt man sich an Ortseinwohnern,  indem Zivilfahrzeuge zerschossen und Wohnungen von Menschen gesprengt werden.

Eine Freundin in Amerika, die in Butscha geboren wurde, telefonierte mit mir. Einen Tag und eine Nacht lang hatte sie keine Verbindung mit ihrer Familie, die bis jetzt dort wohnte. Ihre Schwester und Nichte mit einem Kleinkind saßen mehrere Tage lang in einem Keller der Schule Nummer 4, wo sie nach Schutz gegen russische Bomben suchten. 

Die Freundin weinte und bat, zu helfen, sie zu evakuieren. „Sie können nicht mehr dort sitzen! Nach Irpinj gelangen sie nicht – die Brücken wurden zerstört. Lassen sie ihnen eine Möglichkeit, auszureisen. Frauen mit Kindern haben das Recht, auszureisen!“…

Während ich mich mit der Selbstverteidigung von Butscha in Verbindung setzte, versuchte ich der amerikanischen Freundin zu erklären, dass aus dem „heißen Punkt“, der von russischen „Befreiern“ in Brand gesteckt wurde,  auszureisen, lassen gerade sie nicht…Und die Normen des humanitären Rechts sind für sie Nichts. Ich schrieb ihr auf Messanger, dass in der Richtung – der Warschauer und der Shitomir-Autostraßen entlang- gekämpft wird. In Gostomel beschießen die Raschisten bereits gezielt Zivilisten und nehmen Geisel. Von Butscha, Worsel, Irpinj wissen Unsere Bescheid… Von dem Tag an (vom 3. März) begann man bereits aus Irpinj Menschen zu evakuieren.

Schließlich gelangten auch die Nächsten meiner amerikanischen Freundin zum Kiewer Hauptbahnhof und fuhren zu einem sicheren Ort. Und heute beschädigte ein feindliches Geschoss eine Eisenbahnlinie Richtung Irpinj, auf welcher sich ein Evakuierungszug bewegte. Er fuhr, um Menschen aufzunehmen und war leer. 

Heute früh rief mich eine andere Bekannte an. Eine ältere Frau befinde sich mit ihrem Sohn in Butscha, in ihrem Privathaus in freier Luft – nachts sei der Dachboden infolge einer Explosion zerstört, und einen Keller, wo man sich verstecken kann, gebe es nicht. Den Strom gebe es auch nicht…Es ist schwer, sich mit der örtlichen Selbstverteidigung in Verbindung zu setzen – Handys sind vielleicht leer…Am Nachmittag ist eine Telefonverbindung mit den Bekannten in Butscha auch verschwunden…