Während des Kriegs gibt es auch gute Nachrichten – seit den letzten dreizehn Tagen hat die Ukraine ihre Eurointegration um das Vielfache beschleunigt. Es ist vor allem dadurch geschehen, dass die Europäische Union endlich verstanden hat, dass unser Staat kein Randgebiet, sondern ein Vorposten Europas ist, hinter welchem Willkür und Diktatur sind. Heute verteidigt gerade unser Land Europa gegen den Wahnsinn der russischen Behörden, der die Welt in die Zeiten des Zweiten Weltkriegs zurückbringt und eventuell versucht, einen dritten zu entfesseln. 

Am 28. Februar unterschrieben Präsident der Ukraine Volodymyr Zelenskyy, Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk und Premierminister Denys Schmyhal ein Gesuch für den Beitritt zur Europäischen Union. Gleichzeitig signalisierte Brüssel, dass das Gesuch in einem Turboverfahren erörtert werden kann und schon in Kürze die Ukraine den Status eines EU–Beitrittskandidaten erhält. 

Warum spricht man darüber inmitten des Kriegs, wo solche dringliche Dinge viel wichtiger sind, wie beispielsweise die Unterstützung für die Armee? Die Sache ist die, dass man bereits heute an den zukünftigen Wiederaufbau unseres Landes denken muss. Dafür braucht man große Mittel, und der Status eines Kandidaten verschafft den Zugang zu vielen Fonds der Europäischen Union.

Jedoch das Wichtigste ist in dieser Situation eigentlich nicht das Geld, sondern dass die europäische Gemeinschaft endgültig zum Bewusstsein kommt, dass die Ukraine – Europa ist. Gerade hier verläuft die Grenze zwischen Demokratie und Diktatur. 
Dieser Tage erklärte dies der Nobelpreisträger, Leiter der «Solidarität» und polnische Ex–Präsident Lech Walesa. «Von ihnen hängt es ab, wie sich das Schicksal Europas und sogar der ganzen Welt gestalten wird. Das ist eine gefährliche Aufgabe, aber ich rechne auch damit, dass die EU sie schnell aufnimmt, um zu unterstützen und zu helfen. Ich werde daran arbeiten. Sie verdienen die höchste Anerkennung und die größte Unterstützung», – betonte er.

Gleichzeitig erklärte der Außenminister Dmytro Kuleba, dass man diese Woche auf wichtige Nachrichten bezüglich eines Gesuchs der Ukraine für die Mitgliedschaft in der Europäischen Union zu warten habe. Ihm zufolge hätten einige Länder, die zuvor den Beitritt der Ukraine nicht unterstützten, ihre Position nach dem russischen Einmarsch geändert, obwohl er nicht nannte, wer konkret. 

«Die Situation hat sich geändert. Ich beantworte einstweilen nicht, welche Länder konkret skeptisch sind. Aber einige von den Ländern, die negativ eingestellt waren, unterstützen uns jetzt real. Einige – noch nicht. Warten sie aber ab, diese Woche kommen seriöse Nachrichten im Zusammenhang mit unserer Mitgliedschaft in der Europäischen Union», – versicherte Dmytro Kuleba. «Vor einer Woche waren wir in Bezug auf den EU–Beitritt etwa so, wie Kiew zum Mond, und jetzt ist unser Beitritt etwa so, wie Kiew zu Winniza», – fügte er hinzu.

Es sei daran erinnert, dass am Montag die EU–Botschafter die Beitrittsgesuche der Ukraine, Moldawiens und Georgiens erörterten und die Europäische Kommission baten, sich mit den Gesuchen dieser Länder auseinanderzusetzen und ihre Einschätzung zu geben. Jetzt wird der französische EU – Vorsitz drei Schreiben mit der Bitte, die Gesuche von drei Ländern einzuschätzen, an die Europäische Kommission schicken.

Dies teilte auch der Präsident des Europäischen Rats Charles Michel mit und fügte hinzu, dass «Solidarität, Freundschaft, beispiellose Unterstützung der EU für die Ukraine unerschütterlich sind».