Wetter in Mitteleuropa.

Zeichnung von Victor Golub.

Am 8. März früh wurde ein humanitärer Korridor für Sumy unter der Ägide des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz und unter Mitwirkung einer Reihe der ausländischen Botschaft eröffnet. Seit dem Beginn der vollumfassenden Invasion der russischen Truppen in die Ukraine war es das erste Mal, als der Aggressor die Vereinbarungen einhielt betreffs Rettung der Zivileinwohner, die an den ununterbrochenen Angriffen durch Putins Besetzer leiden. Danach begannen die „grünen Korridore“ in den Regionen Kyjiw, Charkiw, Sumy zu funktionieren… Jedoch halten die russischen Truppen immer noch Mariupol in Belagerung, bombardieren und beschießen ständig die Stadt (über 1 500 Einwohner sind bereits ums Leben gekommen), lassen davon Menschen nicht evakuieren und lassen keine humanitäre Hilfe hinein.
 
Die Einwohner von Mariupol überleben schon die zweite Woche ohne Strom, Wasser, Heizung, fast ohne Essen und Arzneimittel, aber sie lassen sich nicht unterkriegen. Seit dem 10. März senden die ukrainischen Behörden in die abgesperrte Stadt Verkehrsmittel für Evakuation und Kolonnen mit humanitärem Hilfsgut, die russischen Besetzer aber vereiteln alle Vereinbarungen betreffs Sicherung der Korridore. Am 12. März endete der fünfte Versuch, den humanitären Konvoi aus Saporischschja nach Mariupol zu senden, damit, dass er unterwegs von den russischen Besetzern ausgeraubt wurde…

Die offiziellen Sprecher in Kyjiw sagen, dass so etwas nach persönlicher Anweisung von Putin geschieht. Erinnern wir uns an die Geschichte des Ausgangs der ukrainischen Truppen durch den „grünen Korridor“ aus Ilowajsk in 2014. Damals wurde der humanitäre Korridor nach der persönlichen Anrede des Präsidenten der Russischen Föderation eröffnet. Und offensichtlich wurden die ukrainischen Truppen, die dadurch aus dem Ilowajsk Kessel ausgingen, auch auf seine Anordnung arglistig erschossen.

Zum heutigen Zeitpunkt ist die strategische Richtung der russischen Offensive Kyjiw und Mariupol als Vorposten der Verteidigung des ukrainischen Südens. Die ukrainischen Streitkräfte halten heftig die Abwehr. Putins Truppen gelingt es nicht, diese Megapolen zu besetzen, deshalb ergreifen sie die Taktik der Absperrung und Belagerung. Jetzt will Putin, dass diese Stadt sich unterkriegen lässt. Die Besetzer nutzten die Evakuierung der Einwohner von Mariupol durch die einzige von den beiden Parteien festgesetzte Route als Richtung für Angriffe und einen Durchbruch in die Stadt.

Es war nicht die erste solche Handlung der Putins Terroristen. Die russische Partei verletzte mehrmals die Vereinbarungen über den „grünen Korridor“ und führte Beschießungen durch. Das heißt, die Truppen der Russischen Föderation nutzen die humanitären Korridore für Sicherung ihrer Fortbewegung aus. Eine solche Taktik der Ignorierung der konventionellen Kriegsrechte, Verletzung beliebiger Zivilisationsnormen wurde leider für die Russische Föderation bereits gewöhnlich. Sie beschäftigt sich schon lange mit Tatsachenverdrehung und Doppelzüngigkeit. Und für diese Erscheinung ist sogar schon ein Begriff-Mem entdeckt – so genannte „Postwahrheit“.

Die Ukraine hat damit schon seit 2014 zu tun. So wurden die zahlreichen „humanitären Konvois“ mit Waffen und Munition, die von Kreml in den Osten der Ukraine gesendet wurden, von Moskau der Welt als Rettung der Bevölkerung von Donbas dargestellt. Empathie ist eine ziemlich starke Sache, und gerade darauf setzten die russischen politischen Technologen.

Der Spezialist im Bereich der Kommunikations- und Content-Sicherheit Valeriy Korol glaubt: jeder solcher „humanitärer Konvoi“ ins besetzte Territorium musste als eine offizielle Invasion des Regimes Putins in die Ukraine fixiert werden. Und diese Position sollte der Weltgemeinschaft vermittelt werden. Dasselbe gilt für die humanitären Korridore. Indem sie zu deren Eröffnung zustimmen, nutzen die Besetzer sie oft für die Ausführung ihrer eigenen taktischen Aufgaben und was das Schrecklichste ist – für kaltblutige Ermordung der Zivilisten. Wie einer der gefangenen Militärs der russischen Armee gestanden hat, erhielten sie einen solchen Befehl von ihren Kommandeuren. 

Nach der Meinung des Analytikers, hat die Kreml Administration und die russische Kriegsmaschine die Friedensverhandlungen, zweiseitigen Vereinbarungen, humanitären Korridore und Konvois – diese und andere Begriffe, die in den vorherigen Konfrontationen ausgenutzt wurden, – in Elemente der Taktik und geostrategischen Waffe gegen Demokratie umgewandelt.

Der Krieg, den Putin gegen die Ukraine bereits 2014 auslöste, hat das System der Weltsicherheit zerstört. Die vollumfassende Aggression des Kremls gegen die Ukraine (tatsächlich aber gegen die ganze Welt) bezeugte im Februar 2022 das neue Phänomen der Gegenwart: die Weltgemeinschaft erkennt das politische Regime des heutigen Russlands für Aggressor an, sie ist bereit, dieses Regime zu isolieren und wirtschaftlich zu pressen; aber das Phantom eines Nuklearkriegs stoppt sie vor körperlichen Teilnahme an der Bezähmung des globalen Terroristen. Eine solche Verfahrensweise verringert eben nicht die Gefahr eines Weltkriegs, sondern nur verschiebt dessen Anfang.