Nachdem Russland den Krieg gegen die Ukraine nicht gewonnen hat, hat es bereits den Frieden verloren. Dies ist deutlich am Beispiel des Gebiets Chersson ersichtlich, dessen erheblichen Teil die Besatzer bereits in den ersten Tagen der Kampfhandlungen fast völlig erobert haben. Sehen sie aber zu, welch ein Unglück: bei den unklugen Fremden verwandelt sich ein angeblich unterjochtes Territorium in einen klassischen Koffer ohne Henkel – es ist schwer, zu tragen, und schade aufzugeben. 

Man hat sich bemüht, eine Marionetten-„Volksrepublik von Chersson“ zu gründen, und  Abgeordnete des Gebietsrats haben es  mit einer Stimmenmehrheit abgelehnt, an dieser Komödie teilzunehmen und ein Kollektivschreiben mit einem Motiv über „ein russisches Schiff“ verfasst. Dabei unterstützte sie öffentlich die Führung des Stadtrats von Chersson. Man versuchte des Weiteren den Stadtratsvorsitzenden von Genitschesk Olexandr Tulupow unter Druck zu setzen, damit er der Zusammenarbeit mit den Raschisten zustimmt – anstelle dessen bekam man Rücktrittsgesuche nicht nur von ihm, sondern auch von allen seinen Stellvertretern sowie vom Sekretär des Stadtrats. 

Viele Abgeordnete der hiesigen Kommunalbehörden haben sich derzeit versteckt,   damit man sie nicht zwingt, an der „ChNR“(„Volksrepublik von Chersson“) teilzunehmen, bzw. haben sich überhaupt aus der Region evakuiert. Aber einfache Menschen sind nicht dabei, sich zu verstecken und fürchten sich vor Nichts. Durch das Gebietszentrum, Nowa Kachowka, Genitschesk, Tschaplynka geht eine Welle proukrainischer Kundgebungen. Dabei nehmen daran mit jedem Tag immer mehr Menschen teil: in demselben  Chersson fanden sich zu einer ersten solchen Aktion auf dem Freiheitsplatz nur mehrere Hundert Menschen ein, und jetzt werden die Eroberer bereits von bis zu zehn Tausend Bewohnern „nach Hause verabschiedet“. Und sogar Beinschüsse mit traumatischen Waffen, die russische Gardesoldaten abgeben, schrecken Protestierende nicht ab. 

Eher wenige Kollaborateure  scheuchen vor ihnen selbst: Ein Haufen solcher Kreaturen sammelte sich zwar im Ruhmespark unter roten Fahnen(sie riskierten sich nicht, eine russische dreifarbige Flagge zu hissen). Doch sie liefen fast gleich davon, als man eine Kolonne wütender Manifestationsteilnehmer sich vom Freiheitspatz nähern hörte.

Das ist für sie, Verehrte, nicht Donezk von 2014, sondern eine Kosakenregion freiheitsliebender Menschen! Auch der Titel einer Heldenstadt wurde Chersson nicht umsonst verliehen. Man kann Aktivisten scharenweise in Arrestfahrzeuge verpacken und sie mit Erschießungen androhen, wie es in friedlichen Städten der Ukraine bewaffnete „Entnazifizierungsvollzieher“ tun. Doch dadurch werden die Liebe zu ihnen oder die Ergebenheit nicht  zunehmen. Man ist von „der russischen Welt“ schon satt – mehr schlucken kann man sogar unter vorgehaltener Maschinenpistole nicht.